Qualität, Interpretation und Nutzen der Daten

Mit dem Citizen Science Toolset können individuelle Beobachtungen über den Zustand von Wasser in Bezug auf ganz verschiedene Faktoren hinsichtlich Umwelt, menschliche Aktivitäten oder Infrastrukturen und Technologien, die Wasserqualität an der ausgesuchten Stelle beeinflussen können, dokumentiert werden: durch Fotos und die Beschreibung des Wassers (z.B. Vorkommen von Sedimenten oder Algen, oder auch Müll) und des Uferrands sowie der Art der Landnutzung um das Gewässer herum. Hinzu kommt die Schätzung von Nitrat- und Phosphatgehalt im Wasser mit Hilfe von relativ leicht zu nutzenden Indikatorenstrips. Nitrat und Phosphatgehalt von Wasser geben Aufschluss darüber, ob das Wasser als Lebensraum eine gute Grundlage zur Entfaltung von Biodiversität gibt, oder ob bei zu hohem Nährstoffgehalt nur Arten eine Chance haben, die mit diesen Bedingungen gut zurechtkommen (wie bestimmte Algen und Blaualgen) und andere Arten (wie z.B. verschiedene Fische und Flussmuscheln, aber auch Insektenlarven und anderes) somit verdrängt werden. Weitere Faktoren, die von Interesse sind, beziehen sich auf persönliche Beobachtungen, die auch das Zusammenspiel von Mensch und Natur an der Messstelle beschreiben. Sind da verdächtige Rohre, die Abwasser in den Flusslauf führen? Ist eine Straße oder sind Zugschienen in der Nähe? Fühlt man sich an dieser Stelle wohl in der Natur? Wenn ja, warum?

Interpretation der Daten: Da Nährstoffgehalt im Oberflächenwasser sehr variabel ist und diese Variabilität stark von ganz verschiedenen Faktoren abhängt, wie Wetter, menschlichen Aktivitäten um das Gewässer herum sowie Technologien, wie z.B. die Art der Kläranlagen, die vielleicht an dem Gewässer liegen, ist ein einziger Messpunkt allein betrachtet kaum aussagekräftig. Es ist ein bisschen, als betrachte man eine Musiknote, um ein Urteil über eine ganze Oper von Wagner zu fällen. Daher ist es sinnvoll, sich ein Bild von Messungen über Raum und Zeit verteilt anzusehen. Zudem können auch Messfehler passieren. Das Ablesen der Indikatorenstrips, um den Nährwertgehalt zu schätzen, ist auch in der Interpretation relativ offen. Daher ist ein jeder Messwert auch mit gewissen Ungewissheiten behaftet. Deshalb gilt aber auch – je mehr Daten, desto besser und desto wichtiger ist ein partizipativer Ansatz zur Datenerhebung mit Citizen Science.

Die erhobenen Daten und Beobachtungen haben drei Hauptnutzen:

  • Alle Personen, die sich an der Datenerhebung beteiligen, gewinnen direkte eigene Erfahrung in Bezug auf Wasserqualität und Herausforderungen in Bezug auf wissenschaftliche Ansätze, um diese besser zu verstehen. Es werden kritische Fragen gestellt, z.B. darüber, wie aussagekräftig einzelne Befunde sind, und wie sich dann ein Bild aus einem größeren Ensemble von Befunden ergibt. Dank der Zusammenarbeit mit FreshWater Watch können die Luxemburger Citizen Science Daten dann auch im internationalen Vergleich betrachtet werden. Dies bietet auch eine Grundlage zur Reflexion, ob man den eigenen Umgang mit Wasser im Haus und Garten, auf der Arbeit oder durch den Einkauf von Nahrungsmittelprodukten beeinflussen möchte (weitere Handlungsmöglichkeiten in diesen Bereichen gibt es in der INFOBOX rechts).
  • Die Citizen Science Daten sind komplementär zu offiziellen Ansätzen der Datensammlung und der Bericht wird dann auch in der Wasserverwaltung und von anderen Experten z.B. in Flusspartnerschaften und Gemeinden sowie im Umweltministerium begutachtet.
  • Der WaterBlitz (siehe unten) findet auch Interesse in den Medien und trägt zur weiteren ansprechenden Berichterstattung über Wasser und eine verbreiterte Sensibilisierung zum Thema bei.
Read 105 times| Last modified on Freitag, 18 Juni 2021 17:47
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